Ich ist etwas anderes - Gruppenausstellung

24.10 - 22.11.25

In Anlehnung an das berühmte Zitat des französischen Dichters Arthur Rimbaud, "Je est un autre", zeigt die Ausstellung "Ich ist etwas Anderes“ verschiedene künstlerische Positionen, die das Selbst und Formen seiner Artikulation zum Thema haben. Im Spannungsfeld von Selbststilisierung und Selbstzerstörung manifestiert sich das Ich durch die künstlerische Verwendung fiktiver biografischer Versatzstücke und gesellschaftlicher Rollenbilder.

 

Was ist das Ich? Was macht Identität aus? Wie definiert sich das Selbst im gesellschaftlichen Umfeld? Dies sind Fragen, die sich an der Jahrtausendwende so eindringlich wie nie zuvor stellen. Durch Hirnforschung und Gen-technologie machbar gewordene Manipulationen, aber auch durch die Möglichkeit, im Internet fin-gierte Existenzen zu führen, hat sich die Identitäts-problematik radikal verschärft. Dies schlägt sich insbesondere im Ästhetischen nieder, wo sich das Ich in multiplizierten oder manipulierten Identitäten verflüchtigt.

Mit einer völligen Auflösung von Identität lockt das Internet. In dem Bestreben, es der Medienwelt gleichzutun, sucht man die gesellschaftliche Aneignung, die Menschen großen psychischen Belastungen und Zwängen aussetzt. Man ist bereit, von einem Zustand zum anderen zu wechseln. Dabei überwindet die Netzverbindung alle Körperschranken und ermöglicht die Annahme der unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Der Mensch ist mit seiner Fähigkeit zur Selbsttranszendenz in der Lage, sich als etwas anderes zu denken. So entstehen Selbstdarstellungen, die das eigentliche Ich verbergen.

Gerade in einem zunehmend medial beherrschten Zeitalter berührt die Frage „Wer oder was bin ich?” umso mehr. Das Problem des Individuums, des Subjekts beziehungsweise der Identität wird zur Lebenswirklichkeit eines jeden Menschen. Insbesondere die neuesten Möglichkeiten der Forschung und Wissenschaft sowie der elektronischen Medien, das Aussehen zu verändern, haben die Frage nach dem Ich, seiner Identität und seinem Selbstverständnis zugespitzt.

Sigmund Freud sagte, dass der Mensch keineswegs Herr im eigenen Haus ist, sondern von den Kräften des Unterbewusstseins bestimmt und angetrieben wird.

Der Spiegel dient der Selbsterforschung und Selbsterfahrung, doch er zeigt nur das, was sich ihm präsentiert. Somit stellt sich die Frage des Sehens und Nichtsehens und der fehlenden Erkenntnis. Die im Jahr 1558 entstandene Zeichnung von Pieter Bruegel d. Ä. mit dem Titel „Elck“, auf Deutsch „jeder“ oder „alle“, hat noch heute ihre moralische Aussage nicht verloren. Zu sehen sind einige Leute, die vergeblich nach sich selbst in den Gegenständen dieser Welt suchen – Ablenkungen des Lebens – und schließlich feststellen müssen: „Niemand kennt sich selbst.“

Die Informationstechnologie und vor allem das Ausufern der Datennetze in jüngster Zeit haben zu einer radikalen Verschärfung der Identitätsproblematik geführt. Diese manifestiert sich im Bereich der Bildenden Künste in einer großen Vielfalt unterschiedlicher Äußerungsformen. Die Konturen der Persönlichkeit werden durch die Erfindung fiktiver Identitäten beziehungsweise durch ein ganzes Arsenal des Obsoleten verflüssigt. Bereits Francis Bacon hat einen menschlichen Körper dargestellt, der durchgängig zum Formlosen und Morbiden tendiert, sich verwandelt, auflöst, verfällt und vergeht.

Zweifellos ist die telematische Welt durch Leichtigkeit, Transformierbarkeit, Universalität, Virtualität, Hybridisierung usw. geprägt. Langfristig könnte sie unsere Wahrnehmung so modifizieren und konditionieren, dass unsere praktische Lebensrealität für uns den Charakter des Unwirklichen annimmt. Wenn im Netz alles veränderbar ist und Simulation unser Weltverständnis bestimmt, droht die Wirklichkeit je nach Geschmack konstruierbar zu sein.

Die Ausstellung „Ich ist etwas anderes“ möchte anhand von Selbstporträts verschiedener Künstler*innen die unterschiedlichen Auffassungen eines Selbst erforschen. Selbstporträts öffnen das Bild nach innen und zeigen uns viele Ansätze, den Charakter, die Gefühlswelt und die Beeinflussung durch äußere Umstände darzustellen. Das Genre des Selbstporträts leitet uns zu einer bewussten Reflexion über das Problem der persönlichen und sozialen Identität.

Teilnehmende Künstler*innen: Josef Kostner, Gothard Bonell, Klaus Rungger, David Moroder, Marko Kostner, Christine Runggaldier, Valeria Stuflesser, Anton Christian, Marlies Baumgartner und Fabrizio Senoner

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