Vom Klang der Bilder - Gruppenausstellung
27.06 - 19.07.25
Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat die Musik das bildnerische Schaffen der Künstler*innen maßgeblich beeinflusst. Wie weit die Anregung von Malerei und Skulptur durch die Musik reicht, versucht die Ausstellung „Vom Klang der Bilder“ zu ergründen. Sie untersucht, wie musikalische Strukturen, Kompositionsgesetze, rhythmische Bewegungen oder Klangformen ins Visuelle übertragen werden. Dabei nimmt die abstrakte Kunst eine Schlüsselrolle ein, da sie verstärkt an den Harmoniegesetzen oder den Klang-Korrespondenzen der Musik anknüpft.
„Das urtümliche Wesen der Farbe ist ein traumhaftes Klingen, ist zu Musik gewordenes Licht.“ Mit diesen Worten formulierte der Maler Johannes Itten seine synästhetischen Bestrebungen. Die Immaterialität der Farben, ihre Eigenschaft als ätherische Lichtwellen, die mit den akustischen Schallwellen in Beziehung stehen, inspirierten Künstler*innen seit Beginn der Moderne zu neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Musik und visuelle Kunst konnten sich in einem Freiraum entfalten. Einen Freiraum, den die Künstler*innen im 20. Jahrhundert immer weiter ausbauten, um schließlich den Durchbruch zur Gegenstandslosigkeit der Malerei zu erlangen. Was Maler*innen an der Musik seit jeher faszinierte, war ihre Immaterialität und ihre souveräne Unabhängigkeit von der Welt des Sichtbaren. Dabei hat das zentrale Experimentierfeld der bildenden Kunst aus dem magnetischen Spannungsverhältnis zur Musik entscheidende Impulse bezogen.
Mit der Ausstellung „Vom Klang der Bilder“ wird der Versuch unternommen, Sichtbares mit Unsichtbarem in Beziehung zu setzen. Im Wesentlichen konzentriert sich die Ausstellung darauf, anhand ausgewählter Kunstwerke die offenkundigen Einflüsse der Musik auf die bildende Kunst zu ermitteln. Dass dabei Werke der abstrakten Kunst berücksichtigt werden, vermag kaum zu überraschen, da die Losgelöstheit von einem gegenständlichen Kontext die primäre Voraussetzung für eine freie, autonome Bildsprache ist. Erstaunlich sind die Phänomene Rhythmus, Dynamik, Geschwindigkeit, Gleichzeitigkeit oder Kadenz und die damit zusammenhängende Immaterialität, die in der Abstraktion ihre Niederschrift finden. Somit sind musikalische Analogien für Künstler*innen Inspirationsmotive, um sich mit rhythmischen und melodischen Prinzipien auseinanderzusetzen.
Was die ausgestellten visuellen Künstler*innen mit Musik verbindet, ist die Erhebung einer Ästhetik der Ganzheit und das Anstreben einer Synergie von Ausdrucksformen, die alle Sinne stimulieren. Die daraus entstehende Symbiose von Musik und Bildender Kunst führt zu einem radikalen Befreiungsakt und damit zur Verselbstständigung von Farben, Formen und Strukturen. Die Ambition ist dabei, wie der deutsche Künstler Günter Fruhtrunk es formulierte, „die Wirkung der Farbe als mein Bildmittel, die sinnliche Energie, die Nicht-Farbe als Energie und die Rhythmisierung als das innerste Prinzip von Geistestätigkeit“ zu nutzen.
Teilnehmende Künstler*innen: Manuela Bedeschi, Flavio Senoner, Karsten Hein, Rabeah Mashinchi, Jeremi Ca, Gerhard Hotter, Laura Pan
Manuela Bedeschi
Manuela Bedeschi fokussiert sich auf eine spezielle Art der Ausdrucksübung, bei der Licht – insbesondere Neonlicht – ein wesentlicher Bestandteil ihrer Reflexion ist. In ihren Werken ist die philosophische und spirituelle Dimension ihrer Forschungen auf eine tiefe und intensive Weise zu beobachten.
Flavio Senoner
Den Künstler beschäftigen optische Effekte, die aus dem Zusammenspiel von Material, Struktur, Bewegung und Licht entstehen. Die gegeneinander geordneten Holzelemente erzeugen Spannungen, die den Betrachter fesseln, reizen und herausfordern.
Karsten Hein
Der 1937 in Hamburg geborene Künstler kam schön früh im Kontakt mit der Konkreten Kunst des Schweizers Künstlers Richard Paul Lohse. Er schafft herausragende, plastische Farbfeldkompositionen.
Rabeah Mashinchi
Abrupte Kontraste, vielfältige Farbschwingungen und das schillernde Zusammenspiel von Linien und permutierten Strukturen sind grundlegende Elemente in Rabeah Mashinchis künstlerischen Schaffen.
Jeremi Ca
Für den französischen Künstler Jeremi Ca ist die Linie das wesentliche Element. Sich wiederholende Linien, die eine tiefe Reflexion über die Malerei als einen Raum des Geistes hervorrufen, als einen Ort, an dem sich der innere Geist manifestiert. Hier wird die Malerei zur Stille, zum Strudel, zur Vision.
Gerhard Hotter
In seiner Arbeit erkundet Gerhard Hotter das bildnerisch-poetische Potenzial mathematischer Strukturen. Die Auseinandersetzung mit dem logischen System der Zahlen führt zu visuellen Strukturen, die das Bildfeld rhythmisch gliedern.
Laura Pans
Laura Pans Bilduniversen führen uns in weite, schwerelose Räume. Sie nutzt die Malerei als mentalen Raum, um die inneren Bewegungen und Kontraktionen der Seele zu feiern. Bewegte Linien sind der Ausdruck von Veränderungen und Mutationen der Existenz.
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