Gruppenausstellung Flower-Power

12.05 - 17.06.23

Die Idee einer humaneren und friedlicheren Welt wurde mit dem Schlagwort Flower-Power (englisch für „Blumenmacht“) belegt. Gerade in der heutigen Zeit ist diese Lebensphilosophie aktueller denn je, wo unser fortschrittliches Zeitalter uns zunehmend von einem naturnahem Leben entfremden. Rückbesinnend auf die Bewegung der 60er Jahre, möchte die Ausstellung die Frage aufwerfen: in welchem Verhältnis stehen wir heute zur Natur?

 

Die Redewendung „etwas durch die Blume sagen“ bedeutet nicht nur etwas zu umschreiben, sondern auch indirekt auf etwas anzuspielen. So soll auch diese Gruppenausstellung eine Andeutung auf die regenerierende Kraft unserer natürlichen Umgebung sein. Von all den Emotionen, die uns die Natur schenken kann, ist die Blume eine beständige Botschafterin von Schönheit und Vielfaltigkeit, die ihre Attraktivität immer wieder von Neuem zelebriert.

In der Menschheitsgeschichte ist die Blume eine ständige Begleiterin. Sie findet ihren thematischen Parkour in allen Kulturen und Weltreligionen. Die Blume begegnet uns bei wirtschaftlichen und ökologischen Themen, sie ist omnipräsent in Design und Mode aber auch in Literatur, visuelle Kunst und Musik werden diese wunderbaren Organismen glorreich umschrieben. Die Symbolkraft der Blume hat uns seit jeher in ihren Bann gezogen. Mit Blüten verbindet der Mensch eine lange und intensive Geschichte; von der Mythologie der klassischen Kulturen bis heute findet sie stets ihren Ausdruck. Pflanzen begleiten die Menschheit aber auch als Medizin, Nahrung und nicht zuletzt auch als Rauschmittel. Speziell im Mittelalter hatte die Volksheilkunde eine herausragende Bedeutung. „Heilpflanzen“ und „Gesundheit“ galten als untrennbare Einheit.

In der westlichen Welt standen die 1960er Jahre im Zeichen der Blume. Die Flower-Power Bewegung, die gesellschaftliche Normen über den Haufen warf, Geschlechterrollen in Frage stellte, erhob die Blume zum Symbol für ihren friedlichen Protest. Frauen und Männer trugen gleichermaßen geblümte Hemden und Schlaghosen. Die unterschiedlichsten Blumen haben sich als Symbol für gewaltlosen Widerstand durchgesetzt; die Nelkenrevolution in Portugal, der Jasmin während des Arabischen Frühlings und jetzt ganz aktuell steht die Sonnenblume für den Widerstand in der Ukraine. Als politisches Ausdrucksmittel findet die Blume jedoch mit der Flower-Power Bewegung ihren Höhepunkt. Aufgrund dessen werden diese Jugendlichen auch als Blumenkinder bezeichnet. Die Naturverbundenheit und Konsumkritik dieser Hippie Bewegung könnten uns zu neuen Lebens – und Moralvorstellungen inspirieren. Ihr Schlagwort „Love and Peace“ bewahrt universelle Unendlichkeit.

Die Farbe und Form jeder botanischen Art sprechen eine geheime Sprache, einen wahren Kommunikationscode der Liebe und der Leidenschaften. Blumen erzählen eine Emotion und haben stets symbolische Bedeutungen. Mehr denn je erscheint uns die Natur selbst als Symbol für Leben und Tod, für Kraft, Energie und Mut, für Verlust und Verschwinden. Pflanzen und ihre Blüten sind Weggefährten einer sich immer neu wandelnden Gesellschaft. In früheren Jahrhunderten waren Blumen begehrte Statussymbole, heute werden sie als Massenprodukt global gehandelt. Aktuell rückt die Blume als ebenso fragiler wie unverzichtbarer Bestandteil des weltweiten Ökosystems in den Fokus. Die Schönheit und Sanftheit der Blumen sind wunderbare Eigenschaften, die uns einerseits die Großartigkeit der Schöpfung vor Augen hält, aber zum anderen auch auf die Verletzlichkeit der Natur hindeuten.

In der Kunstgeschichte ist die Blumenwelt seit jeher eine mannigfaltige Inspirationsquelle. Die frühen Anzeichen sind in der prähistorischen Kunst und in den Blumendekorationen der klassischen Kulturen zu finden.  Ab dem christlichen Zeitalter wurden zunächst florale Attribute dem theologischen Programmen hinzugefügt, die jeweils einen ikonographischen Wert folgten. Durch Blumen und Pflanzen wurden den Kunstwerken eine mehrstufige Lesart dem dargestellten Thema hinzugefügt. Stillleben in Andachtsbilder erhöhten deren mystische Qualität und waren mit bedeutenden Assoziationen verbunden. Die Nelke z.B. galt als Symbol der Fleischwerdung und die Iris als Vanitas. Viele Pflanzen hatten eine genaue Bedeutung, mit okkulten, metaphysischen Symboliken, stets geprägt von einer tiefen religiösen Struktur, die hinter dem „Schleier“ der Phänomene verborgen war. Oft betonen diese Bilder die Tugenden des Menschen und die Vergänglichkeit alles Seins.

Das Thema Blumen reicht von Unschuld über Glaube, Liebe, Leidenschaft, Exotik und Luxus, Vergänglichkeit und Schönheit und begibt sich auf eine raffinierte visuelle Reise durch die Kunstgeschichte.

Bereits im Mittelalter taucht die Blumenvase in zahlreichen Verkündigungsszenen auf. Dieses damals sehr beliebtes Thema der Blumenvase begann einen autonomen Charakter anzunehmen. Was in diesen frühen Blumengemälden auffällt, ist die obsessive Beschäftigung mit der Charakteristik und Eigenart der Pflanze, die manchmal sogar zur exzessiven Reproduktion führte. In der weiteren Entwicklung sind es die flämischen Blumenstilleben, die verstärkt einer dekorativen Auffassung folgen. Die Bildtypen entsprachen Dekorationsbedürfnissen, die bis ins ausgedehnte 18. Jahrhundert gleichblieben. Eine feststellbare Entwicklung bestand in der Internationalisierung des Repertoires. Bildformen aus ganz Europa wurden übernommen und zu einem technisch brillanten Repräsentationsgenre geführt. Ob als blaue Blume der Romantik, ob als floraler Rausch im Jugendstil, stets ist der Illusionismus mit der repräsentativen Form des "Naturalismus" verbunden.

 

So wie die Flower-Power Zeit der 60er Jahre von einem starken Optimismus geprägt war und die Jugend den Glauben schwor, die Welt müsse besser, schöner, gerechter, freundlicher und sauberer werden, so können auch wir uns von den Schönheitssinn dieser einzigartigen und exklusiven Lebewesen inspirieren, um mit neuen Perspektiven einer aussichtsvolleren Weltanschauung entgegenzutreten.

 

Teilnehmende Künstler*innen: Elisa Alberti, Harald Plattner, Alfons Walde, Valeria Stuflesser, Egon Digon, Leonora Prugger, Stefan Gross, Andrea M. Varesco, Gregor Prugger und Fabrizio Senoner

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