Gruppenausstellung „Eltern - Kind – Beziehung“

11.12 - 05.02.21

Vom 11.12.2020 bis zum 05.02.2021 zeigen 18 Künstler in der „Vijion Art Gallery“ Sichtweisen in Bezug auf die Eltern - Kind – Beziehung ihrer eigenen Generation. Ihre künstlerischen Positionen veranschaulichen allgemeine, aber auch aus Erfahrung gelebte, Beziehungen.

Schon längst ist Kindererziehung nicht nur Frauensache. Mittlerweile sind Väter und Mütter auf unterschiedlicher Weise in der Erziehung der Kinder eingespannt. Nicht nur bei den Erziehenden hat sich vieles verändert, sondern auch die Art selbst der Erziehung, hat einen enormen Wandel erlebt. War es doch einst die autoritäre Erziehung die Bestimmung hatte, so leben heute Eltern mit ihren Kindern eine fast freundschaftliche Beziehung. Schon der Dialog mit den eigenen Kindern ist viel offener und man vertraut sich die intimsten Sorgen und Freuden. Dieser gegenseitige Austausch ist eine Bereicherung beiderseits. Beide Seiten können von dieser Verbindung profitieren und man wird fürs Leben bestärkt und beflügelt. Positive Beziehungen zwischen Eltern und Kind sind maßgebend für alle Bereiche des Lebens.

Maria Montessori vermerkt in einem Zitat: „Ohne das Kind, das dem Menschen hilft, sich ständig zu erneuern, würde der Mensch degenerieren“.

Diese Wechselbeziehung von Geben und Nehmen ist aber auch sehr delikat und kann auch zu großen Spannungen führen. Heutzutage ist die Erziehung ein sehr komplexes Unterfangen, weil die hohen Lebensgewohnheiten vieles beanspruchen.

Die Diskrepanz zwischen positiven und negativen Erfahrungen, erleben Eltern und Kinder unterschiedlich und sie führen zu den verschiedensten Empfindungen. Die rasche Veränderung in der Art der Erziehung hat zur freieren Entfaltung der Kinder geführt. Ob diese Umstellung nur Positives bewirkt hat, steht offen. Waren es einst die Eltern, die das Sagen über ihre Kinder hatten, so dirigieren heutzutage oft umgekehrt die Kinder das Leben ihrer Eltern.  

Wie erlebt die Gesellschaft diese Beziehung und vor allem, wie sehen die Künstler diese Beziehung?

 

Kurzer Rückblick in die Kunstgeschichte

Bezugnehmend auf die Ausstellung „Eltern – Kind“ wird ein kurzer Rückblick in die Kunstgeschichte dargelegt, um zu sehen, wie diese Thematik im Laufe der Jahre ihre Schwerpunkte und Interessen verlegt hat. 

Durch viele Jahrhunderte der Kunstgeschichte wird die Darstellung der Kinderführsorge als religiöses Thema - Maria mit Jesuskind - gebracht. Seit der Renaissance werden zunehmend, auch adlige Eltern mit ihren Kindern porträtiert. Die Liebe, Bereitschaft, Hingabe und Süße dieser Beziehung, wurde in verschiedenen Gemälden und Skulpturen beleuchtet. Erst mit der Romantik und dem Realismus des 19° Jahrhunderts, bringen Künstler diese Beziehung zu neuem Ausdruck und veranschaulichen vorwiegend, irdische und reale Abbildungen. Die Künstler Honoré Daumier und Jean- Francois Millet sind dazu aussagekräftige Beispiele. Sie beleuchten in ihren Werken die Realität dieser Bindung, die Zuverlässigkeit und Treue ausdrückt. Im Claude Monets impressionistisches Werk “Les Coquelicots à Argenteuil“ zeigt sich diese Mutter - Kind - Beziehung schon sehr aufgelockert und freier. Zwei besonders berührende Beispiele von inniger Elternliebe, sind die Werke „Le due madri“ und „Ave Maria“ von Giovanni Segantini. „Ave Maria“ ist ein eindrucksvolles Familienbildnis, welches von Sinnlichkeit und Glück bezaubert. Es ist bewundernswert welch immenses Gefühl Segantini in dieser Beziehung ausdrückt, wenn man bedenkt, dass er selbst eine beschwerliche Kindheit hatte. Als er im Alter von sieben Jahren seine Mutter verlor, wurde er nach Mailand zu Verwandten gebracht, wo er eine vereinsamte Jugend verbrachte.

Ein weiteres, bemerkenswertes Gemälde der Mutterschaft, ist das Werk „Madame Roulin mit Sohn Marcelle“ des Künstlers Van Gogh. Es zeigt eine Mutter die ihr Kind mit Demut und tiefem Stolz, präsentiert. Auch die Mutter Kind Darstellungen von Gustav Klimt sind brisante Beispiele, die Glück und Frieden diese Beziehung charakterisieren. Ähnlich diesem Glücksgefühl sind die Werke von Paula Moderson Becker. In ihren Darstellungen sind Mutter und Kind umschlungen zu einer Einheit. Man spürt die Beglückung der Beziehung, die alles auf der Welt hinter sich lässt. Der Künstler Pablo Picasso hat immer wieder das Thema Mutter Kind aufgenommen. Seine Werke weisen auf die Stärke und den Segen dieser Beziehung. Mit den klaren Mutter Kind Darstellungen von Pablo Picasso, der 60 er Jahre, enden beinahe die realistischen Familienabbildungen in der Geschichte der Visuellen Kunst.

 

Die künstlerischen Aussagen von „Eltern – Kind“ werden seltener

Es ist interessant, dass dieses Thema, von den zeitgenössischen Künstlern immer seltener aufgegriffen wird. Jeder von uns ist aus einer solchen Beziehung gewachsen und jeder von uns hat die „Eltern – Kind – Beziehung“ ganz individuell und einzigartig erlebt. Trotzdem fallen Wiedergaben dieser Erfahrungen in der Zeitgenössischen Kunst fast aus.

Auch wenn es heutzutage kaum klare, künstlerische Aussagen in Bezug auf diese Verbindung gibt, so ziehen doch Künstler ihre Kindheitsgefühle und Emotionen ein Leben lang nach. Diese wirken sich oft auf ihr gesamte Schaffenswerk. So wie das Beispiel der französischen Bildhauerin Louise Bourgeois, die im Kindesalter von der Krankheit der Mutter sehr getroffen war und diese Emotionen in ihrem Oeuvre ständig thematisiert hat. Besonders bedeutend sind ihre Spinnen Skulpturen, die sie mit Maman (französisches Wort von Mutter) bezeichnet. Weil ihre Mutter Tapisserie Restauratorin war stellte sie die Spinne mit ihr in Verbindung, weil auch die Spinne immer wieder Gewebe erneuert.

Es gibt viele Beispiele von Künstlern, die ein Elternteil in jungen Jahren verloren haben. Auch diese Schicksale bekommen, irgendwie Gestalt in den Kunstwerken. Diese traumatischen Erfahrungen beeinflussen nicht nur die künstlerischen Positionen, sondern auch das gesamte „Mensch werden“. Edvard Munch zum Beispiel hat mit 5 Jahren seine Mutter, später die Schwester und schließlich mit 25 Jahren auch den Vater, verloren. Seine Werke sprechen gerade auch deshalb, mit Melancholie von Sehnsüchten und Qualen des Lebens. Eine negative Erfahrung in der Beziehung mit dem Vater hat der französische Künstler Max Ernst erlebt, welche ihm sein Leben begleitet hat. Nach einer Dada Aufführung in Köln 1914, die große Diskussion provoziert hatte, schrieb ihm sein Vater einen verächtlichen Brief, der mit dem Satz „Ich verfluche dich!“ endete. Dieser schmerzliche Satz hat ihn bis zum Lebensende beschäftigt. Ein weiterer Künstler, der vom frühen Ableben des Vaters gezeichnet war, ist der deutsche Jörg Immendorf. Mit 11 Jahren verlor er seinen Vater und dieses Schicksal ist für sein Leben ein Trauma geblieben. Jörg Immendorf hat ein sehr extravagantes, turbulentes Leben geführt.

Die Kindeserfahrungen haben eine unumstrittene Relevanz für die Lebensentwicklung der Menschen. Diese Erfahrungen werden unbewusst im Kontext des künstlerischen Schaffens integriert. „Meine Werke ersetzen jede Biografie, in meinen Werken zeige ich mein ganzes Leben und Erleben“, bestätigt der Künstler Otto Müller. Klare Deutungen werden aber nur selten umgesetzt und bleiben für den Betrachter meist nicht sichtbar. Es ist interessant festzustellen, dass Ausführungen der „Eltern – Kind – Beziehung“ in der zeitgenössischen Kunst sehr selten sind. Obwohl wir in der zeitgenössischen Kunst wieder viel Figuration begegnen, sind erstaunlich, wenige Künstler, die sich diesem Thema widmen.

 

„Eltern – Kind“ ein universelles Thema

„Eltern – Kind – Beziehung“ ist ein universelles Thema, welches die gesamte Menschheit betrifft. Deshalb wird es über alle Zeiten hinweg andauern und nie an Aktualität verlieren.

Mit der Ausstellung „Eltern – Kind“ möchte die Vijion Art Gallery diese fundamentale Beziehung in Diskurs bringen, damit wir uns immer wieder bewusst sind, welche lebenswichtige Bedeutung sie für die gesamten Menschheit hat.

In der Ausstellung „Eltern – Kind“ werden die verschiedensten Aspekte dieser Beziehung veranschaulicht, beginnend von der intimsten Liebe, zur bröckelnden Führsorge, bis zu den Elterlichen - Privacy - Überschreitungen in den sozialen Netzten. Die Künstler haben sich auch medial mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten auseinandergesetzt. Unter den ausgestellten Kunstwerken zeigt sich Skulptur, Malerei, Fotografie und Zeichnung. Die Vielfalt dieser künstlerischen Äußerungen bietet viele spannende Auffassungen zu diesem Thema. Es sind faszinierende Erläuterungen, die prägnanten und aussagekräftiger Erzählstränge bündeln.

 

 Teilnehmende Künstler: Gregor Prugger, Harald Plattner, Cornelia Lochmann, Mirijam Heiler, Gerhard Demetz, Josef Kostner, Julia Bornefeld, Sara Stuflesser, Simon Perathoner, Diego Perathoner, Karin Schmuck, Giuseppe Rivadossi, Bruno Vallazza, Klaus Rungger, Wilhelm Nikolaus Prachensky, Kurt Absolon, Herbert Boeckl und Flavio Senoner.

 

                                                                                              Kostner Valentine

 

 

 

 

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