Josef Kostner
„Bevor ich nicht wirklich überrascht bin von einer Lösung, zerstöre ich das ganze wieder, um es von Neuem zu machen."
Wenn der Grödner Bildhauer Josef Kostner so über sein Schaffen spricht, wird sein leidenschaftliches Streben nach der perfekten Symbiose aus Spontaneität im Ausdruck und Formvollendung verständlich. Die Gegebenheiten des Materials – vorwiegend Beton oder seltener Bronze – sowie die jeweilige emotionale Verfassung des Bildhauers sind der Motor seiner Werke.
Inhaltlich steht das Bild des Menschen im Mittelpunkt seiner Arbeit. Das intensive Studium von anatomischen Formen und natürlichen Bewegungsabläufen sowie das Beobachten von Gefühlsregungen des Einzelnen und zwischenmenschlichen Beziehungen spiegeln sich in seinen Skulpturen wieder. Dabei geht es Josef Kostner nicht um das Schaffen von Abbildern, auch weniger um die Reflektion eines Zeitgeistes, sondern darum, Gefühle zu bündeln und durch die bildhauerische Umsetzung zu materialisieren. Diese fassbare Verdichtung von Emotionen – wie Leid, Verzweiflung, Freude, Hingabe - drückt sich in verschiedenen Szenarien zwischen Figuration und Abstraktion aus.
Es sind keine glatten Körper, die durch ästhetische Vollendung glänzen. Der Reiz dieser zerfurchten, verbogenen, zermürbten und verdrehten Körper liegt vielmehr in ihrer rauen archaisch anmutenden Erscheinung.
Die plastische Idee von erstarrtem Fließen und weichen Brüchen in der Formensprache sind unverkennbares Charakteristikum in der - oft von Zweifeln geplagten - über fünfzig Jahre andauernden Schaffenszeit des Künstlers.
Den ersten wichtigen Impuls für einen eigenen unverkennbaren künstlerischen Werdegang gab die Begegnung mit den Werken des englischen Bildhauers Henry Moore: Die Reduktion und Gliederung des menschlichen Körpers sowie die Wahrhaftigkeit des Materials verbindet die beiden Bildhauer.
Ähnlich wie bei Henry Moore wird auch Josef Kostners bildhauerisches Werk von der Grafik begleitet. Einzeln und in Gruppen sind die in Zeichnung und Aquarell dargestellten Menschen in Form und Farbe aus der Fläche heraus in die räumliche Illusion hineingedreht und unweigerlich als Skizzen für neue dreidimensionale Umsetzungen denkbar.
Lisa Trockner
Ausstellungen